Gestern
hat es in Kiew geregnet. Um schneller das Cafe zu erreichen, wo wir
leckeren Borsch essen wollen, muss man über den Maidan laufen.
Ein
Mann spricht uns an und fragt, ob wir einen alten Wasserkocher zu
Hause hätten.Wir sagen, dass wir nicht in Kiew wohnen. "Wo
kommt ihr her?" fragt er.
Alisa
erzählt, dass sie aus Moldau kommt. Der Mann strahlt. Leuchtend gibt
er seine Hand und sagt: "Willkommen auf dem Maidan, Schwester!
Ich bin Grigore und komme aus Moldau!" Seit dem Beginn der
Proteste ist Grigore auf dem Maidan. Die Heimat hat er schon vor vier
Jahren verlassen und nach Kiew gezogen, auf der Suche nach einem
besseren Leben.
Er
erzählt uns von der Nacht, als die ersten Schüsse fielen. Vor der
Kamera will er nicht reden. Für ihn sei das die schlimmste Nacht
seines Lebens gewesen. Wir fragen ihn, wer geschossen hat. Es seien
ausländische Söldner gewesen, gesteuert von den Janukowitsch
Leuten. "Unter anderem Französische Fremdenlegion", gibt
er als Ergänzung dazu.
Wir
fragen ihn, ob die Gerüchte stimmen, dass der Maidan am 25. Mai
aufgeräumt wird. "Blödsinn! Vertraut nicht den Gerüchten oder
Nachrichten". Die Regierung habe Angst, das Schicksal von
Janukowitsch zu wiederholen, so Grigore. Er sei mit der
Übergangsregierung nicht zufrieden. "Dafür haben wir nicht
gekämpft".
Er
versichert, dass der Maidan sicher sei und kein Mensch Angst haben
muss, hier zu laufen. Einige Minuten später kommt er mit einem
Becher zurück - ein Geschenk für uns.
In
seiner anderen Hand hält er eine alte verkratzte Soundbox. Ein Lied
ist auf Rumänisch:
https://soundcloud.com/alisa-bauchina/maidan-song-romanian
Das
andere auf Russisch. Ein Lied über die Ukraine. Die Übersetzung ins
deutsche ist drunter.
https://soundcloud.com/alisa-bauchina/maidan-song-russian
Bei uns ist kein Gericht,
Aus Femida wurde ein Bazar gemacht.
Wo sind deine Augen, Femida?
Im Land gibt es keine Macht,
die Regierung ist eine Schande.
Unser Volk ist unter Angst und
Angst ist schon zur Gewohnheit
geworden.
Vielleicht wachen wir auf, Brüder?
Vielleicht können wir eine Nation
werden.
Im Land voller Lügen und
Gesetzlosigkeit,
wo du morgens raus gehst, um Brot zu
kaufen,
Und abends schon im Straflager landest.
Wo ist Gerechtigkeit?
Dort, wo man nicht nach Schuldigen
sucht.
Wo sind die, die keine Angst vor
Wahrheit haben?
Die „Idioten“ stecken sie ins
Gefängnis.
Die Macht ist ein Synonym für
Kriminalität,
Ja, so ist es in meinem Land!
Mein Volk ist gefesselt,
So einen “Heiligen“ habt ihr alle
gewählt.
Über dich bestimmen die,
Die es sich im Leben gut gemacht haben.
Sie fühlen sich wie Götter, diese
Korrupten,
Aber im Gottesreich gibt es keinen
Platz für sie.
Am Beispiel einer Familie folgt man
dem Schicksal des ganzen Landes.
Die Hunde in blauen Uniformen
ordnen die Menschen in Schichten.
Nur die, die davor richtig gesät
haben,
Können aus der Scheiße raus.
In diesem Dreck existiert kein Gewissen
oder das Wort „Wahrheit“.
Wenn wir wieder schweigen,
Dann werden wir morgen
Nur in Todesanzeigen gezeigt.
Mama, ich wurde als guter und ehrlicher
Mensch erzogen,
Sag mir warum ich seit dreizehn Jahre
Keine Briefe vom Vater bekomme?
In meinem großen Land
Ist mein kleines Schicksal nicht
interessant.
Du sagtest, die Wahrheit existiert,
Aber es gibt keine Wahrheit.
Warum ist der Papa schon so lange
im Gefängnis? Wofür?
Weil er mir was Gutes beigebracht hat
und bei ihm lernte ich,
die Heimat zu lieben.
Bei so einer Situation
Bleibt mir nur der Glaube,
dass mein Land irgendwann
wahrheitsgetreu leben wird.
Im Land herrscht Chaos.
Uns wird gesagt,
es herrsche Ordnung.
Ja, ordentlich werden Unschuldige
ins Gefängnis geschickt.
Ordentlich werden die Menschen belogen.
Im Laufe des Tages werden mehrere
Schicksale auch ordentlich kaputt
gemacht.
Mein Volk schweigt aus Angst
Die anderen bleiben
in Kneipen. Denen ist es egal
wie es dir geht, mein Volk.
Einige schlafen bei den Fischen.
Einige verstehen
die guten Parolen falsch,
Einige verstecken sich aus Angst
Handeln zu müssen.
Einige können nur plaudern,
Die anderen beantragen ein Visum.
Abhauen ist keine Lösung,
Wer wartet dort auf uns?!
Und ich hab mich an diese Menschen
gewöhnt. Bin es gewohnt
ehrlich zu sein, sogar zu diesen
ordinären Geschichten.
Nur was hier täglich passiert,
daran gewöhne ich mich nicht.
Danke. Brüder, dass ihr meine
Lieder postet, aber so können
wir die ansässige Cosa Nostra
nicht zerschlagen.
Aber diese Nostra sind doch
zu schlagen, da wir nicht
aus Butter gemacht sind.
Vergiss nicht dein Gehirn
einzuschalten,
sonst brechen sie deine Knochen.
Mama, ich wurde als guter und ehrlicher
Mensch erzogen,
Sag mir warum ich seit dreizehn Jahre
Keine Briefe vom Vater bekomme?
In meinem großen Land
Ist mein kleines Schicksal nicht
interessant.
Du sagtest, die Wahrheit existiert,
Aber es gibt keine Wahrheit.
Warum ist der Papa schon so lange
im Gefängnis? Wofür?
Weil er mir was Gutes beigebracht hat
und bei ihm lernte ich,
die Heimat zu lieben.
Bei so einer Situation
Bleibt mir nur die Glaube,
dass mein Land irgendwann
wahrheitsgetreu leben wird.
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