Dienstag, 24. Juni 2014

Ivan fährt nach Slawjansk

Gestern trafen wir Ivan wieder vor dem Café des Rechten Sektors.

Er hat uns angeboten mit ihm Kaffee zu trinken. Wir wollten jedoch keinen Kaffee, haben aber Saft bestellt. Wir haben uns draußen hingesetzt. Die einzigen Gäste.

- Hast du O-Saft?
- Ne, nur Kirschsaft.

Ein paar Minuten später bringt er zwei Gläser Kirschsaft. Der Tisch ist schräg und Simon verschüttet versehentlich das Glas. Dicke dunkelrote Tropfen sind gut auf der hellen Tischdecke zu sehen. Er entschuldigt sich bei Ivan und sagt, es erinnere an Blut. Er schweigt.

- Ich fahre morgen nach Slawjansk. 

Nun schweigen wir.

- Warum willst du dahin? Du hast uns im Interview gesagt, dass du hier in der Bar ein bisschen Geld für eine Schutzweste verdienen willst.

- Ja, das stimmt. Meine Jungs sind heute aus Slawjansk zurückgekommen. Wir fahren morgen dahin. Keiner von uns hat eine Schutzweste und sie haben es überlebt.

- Wie teuer ist eine Schutzweste?

- Eine Gute ca. 3000-4000 Hrivna. Das Geld habe ich nicht.

- Aber ohne Schutzweste ist es wie Selbstmord. Hast du keine Angst vorm Sterben?  

- Nein. Ich habe mich entschieden. Wir werden in Slawjansk gebraucht.

- Aber dort herrscht doch Waffenruhe oder nicht?

- Blödsinn. Es ist nur schlimmer geworden. 

Beim Abschied sagt Ivan: "Slava Ukraine" (es lebe die Ukraine). Die anderen im Raum antworten: "Geroyam slava" (es leben die Helden). Ivan umarmt Alisa: "До побачення!" (Auf Wiedersehen).
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Im Hotel kann Alisa die Tränen nicht mehr verbergen. "Warum muss Ivan sterben? Warum müssen die Menschen in Slawjansk sterben? Sie werden sich doch gegenseitig abschießen."

Wir hoffen sehr, dass dieser sinnlose Krieg bald zu Ende ist.

Das Café vom Rechten Sektor in Lemberg


Rechter Sektor auf dem Maidan



Ivan bei der Arbeit an der Bar


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